Verfahrenslotse
Welche Aufgabe hat ein Verfahrenslotse?
Verfahrenslotsen sind Personen, deren Beruf es ist, junge Menschen mit Behinderung zu unterstützen. Sie helfen den jungen Menschen dabei, die benötigte Hilfe zu bekommen. Du findest sie im Jugendamt.
Mehr über die Aufgaben der Verfahrenslotsen
Verfahrenslotsen sind Personen, die jungen Menschen mit Behinderung helfen. Sie sind dafür da, ihnen den Weg zu Leistungen der Eingliederungshilfe zeigen. Sie unterstützen Menschen also, damit sie die richtigen Hilfen bekommen. Auch Eltern oder andere Verwandte, Betreuer oder weitere Personen aus dem Umfeld des Menschen mit Behinderung können Unterstützung bekommen.
Verfahrenslotsen arbeiten im Jugendamt. Das richtige Jugendamt findet man im Internet. Suche einfach nach „Jugendamt“ + [dem Ort wo du wohnst].
Es ist nicht immer einfach, Leistungen zu bekommen. Du fragst dich vielleicht:
- Was sind Leistungen der Eingliederungshilfe überhaupt?
- Von wem kannst du die Leistungen bekommen?
- Was musst du dafür tun?
Diese und andere Fragen können die Verfahrenslotsen dir beantworten. Sie unterstützen dich dabei, die Leistungen zu bekommen, die du brauchst. Du bekommst du Leistungen dann aber woanders.
Ein Beispiel: Eine Person möchte eine Reittherapie machen. Ein Verfahrenslotse unterstützt die Person dabei. Die Reittherapie (oder eigentlich die Kosten dafür) bekommt die Person dann vom Träger der Eingliederungshilfe (also einer anderen Stelle).
Verfahrenslotsen helfen einer bestimmten Gruppe: den jungen Menschen mit Behinderungen. Mit „junge Menschen“ sind alle Personen von 0-26 Jahren gemeint.
Menschen mit Behinderungen sind alle Menschen die wissen oder glauben, dass sie eine Behinderung haben. Du brauchst also nicht unbedingt eine Diagnose von einem Arzt zu haben, um Hilfe zu Bekommen.
Was ist Eingliederungshilfe?
Leistungen der Eingliederungshilfe sind Hilfen für Menschen mit Behinderung. Mit den Hilfen sollen Menschen mit Behinderung so leben können, wie Menschen ohne Behinderung.
Mehr über Eingliederungshilfe
Einführung
Menschen mit Behinderung können nicht immer alles machen, was sie machen möchten. Das liegt daran, dass sie bestimmte Dinge oder Hilfe brauchen. Die bekommen sie aber nicht immer und nicht überall.
Eine Studentin mit einer Sehbehinderung benötigt zum Beispiel spezielle Bücher in Brailleschrift. Das ist eine Schrift, die man mit den Fingern fühlen kann. Solche Bücher sind sehr teuer und bei der Universität gibt es solche Bücher nicht.
Menschen mit Behinderung wollen und sollen aber trotzdem alles machen können, was andere Menschen auch machen. Deshalb bekommen sie Unterstützung. Die Unterstützung sieht meistens so aus, dass die Kosten für benötigte Hilfe übernommen werden.
Die Studentin muss die Bücher in Brailleschrift nicht selbst bezahlen. Sie kann Leistungen bekommen. Dabei werden die Kosten übernommen. Sie bekommt also Geld für die Bücher oder sie bekommt das Geld zurück, was sie für die Bücher ausgegeben hat.
Begriffsklärung
Leistungen der Eingliederungshilfe sind Hilfen für Menschen mit Behinderung. Wir schauen uns den Begriff noch einmal in seinen Einzelteilen an:
“Leistungen | der | Eingliederungshilfe“
Leistungen: Leistungen sind etwas, das man von jemand anderem bekommt. (Von wem? Das erklären wir später.)
Eingliederungshilfe ist eine bestimmte Art von Hilfe, die für die Eingliederung da ist. Eingliederung heißt Teil von etwas werden. Es geht darum, dass Menschen mit Behinderung Teil der Gemeinschaft sein können.
Die Studentin möchte wie alle anderen studieren können. Wenn sie für die Bücher in Brailleschrift Geld bekommt, dann nennt man dieses Geld eine Leistung der Eingliederunghilfe.
Alle Leistungen der Eingliederungshilfe haben also eines gemeinsam: Sie sind dazu da, den Menschen bei der Teilnahme am Leben in allen Bereichen zu helfen. Der Mensch soll also überall teilnehmen können, wo er möchte. Statt Teilnahme spricht man auch von Teilhabe.
Leistungsgruppen
Es gibt viele verschiedene Leistungen der Eingliederungshilfe. Sie werden in Gruppen eingeteilt. Die Gruppen werden danach gebildet, wofür die Leistung ist.
Es gibt Leistungen
- für den medizinischen Bereich,
- für den Bereich Arbeit,
- für den Bereich Bildung, also Schule, Ausbildung oder Studium,
- und für den sozialen Bereich.
Leistungsformen
Menschen bekommen die Leistungen in drei Formen:
- als Geldleistung: Das bedeutet der Mensch bekommt Geld. Mit dem Geld kann er sich zum Beispiel einen Rollstuhl kaufen.
- als Sachleistung: Das bedeutet der Mensch bekommt eine Sache. Er bekommt zum Beispiel einen Rollstuhl.
- als Dienstleistung: Das bedeutet jemand macht etwas für den Menschen. Zum Beispiel gibt ihm jemand eine Beratung, wie er einen Rollstuhl bekommen kann.
In den meisten Fällen bekommt man Geldleistungen.
Wer bekommt Eingliederungshilfe?
Leistungen der Eingliederungshilfe bekommen Menschen mit Behinderungen, wenn sie Hilfe benötigen.
Mehr über die Leistungsberechtigten
Behinderung
Leistungen der Eingliederungshilfe bekommen nur Menschen mit Behinderungen. Es gibt körperliche, geistige und seelische Behinderungen. Eine Behinderung liegt vor, wenn eine Person eine Einschränkung hat und deswegen seine Teilhabe an der Gesellschaft eingeschränkt ist. Teilhabe an der Gesellschaft heißt: Jemand mit Behinderung soll genauso gut am Leben teilnehmen, wie ein Mensch ohne Behinderung.
Hier sind Beispiele für Behinderungen:
- Wenn ein Mensch für lange Zeit im Rollstuhl sitzt, hat er oft eine körperliche Behinderung.
- Wenn ein Mensch wegen ADHS Probleme hat, hat er oft eine seelische Behinderung.
- Wenn ein Mensch Trisomie 21 hat (das kennen viele auch als „Down-Syndrom“), dann hat er oft eine geistigeBehinderung.
Manche Menschen haben auch eine Kombination von mehreren Behinderungen.
Beachte:
-
- Eine Behinderung liegt nur vor, wenn die Person mehr als 6 Monate diesen Zustand hat.
Ein Beispiel: Wenn sich eine Person den Fuß gebrochen hat, muss sie manchmal für 4 Wochen im Rollstuhl sitzen. Danach kann sie wieder laufen. Diese Person ist krank, sie hat aber keine Behinderung. - Eine Behinderung liegt nur vor, wenn eine Person wegen ihrer Einschränkung nicht oder nicht so gut am Leben teilnehmen kann.
- Eine Behinderung liegt nur vor, wenn die Person mehr als 6 Monate diesen Zustand hat.
Feststellung einer Behinderung
Woher weiß ich denn, ob ich eine Behinderung habe? Zunächst untersuchen Ärzte, ob du eine Beeinträchtigung hast. Manchmal wird eine Beeinträchtigung direkt nach der Geburt festgestellt. Man kann auch erst später eine Beeinträchtigung bekommen. Es gibt ganz unterschiedliche Tests, um herauszufinden, ob jemand eine Beeinträchtigung hat. Diese Tests werden von Ärztinnen und Ärzten durchgeführt. Manchmal sind auch Psychologen dabei. Das Ergebnis der Ärzte nennt man Diagnose.
Mit Hilfe der Diagnose beurteilt die Behörde, ob eine Behinderung vorliegt.
Wenn du Leistungen der Eingliederungshilfe bekommen möchtest, musst du aber noch keine Diagnose haben. Die Behinderung kann später festgestellt werden. Wenn eine Behinderung festgestellt wird, kannst du Leistungen der Eingliederungshilfe bekommen.
Bedarf
Leistungen bekommst du nur, wenn du einen Bedarf hast. Das bedeutet, du bekommst nur Hilfe, die du auch brauchst und auch nur so viel Hilfe und so lange Hilfe, wie du sie brauchst.
Welche Hilfen bekomme ich?
Du bekommst die Hilfen, die du in deiner Situation gerade brauchst. Du musst die Namen der Leistung nicht kennen. Es reicht, wenn du beschreibst, was du brauchst.
Mehr über die einzelnen Leistungen der Eingliederungshilfe
Wenn du weiter liest erfährst du, welche Leistungen der Eingliederungshilfe es gibt. Sie werden in Gruppen eingeteilt und in jeder Gruppe gibt es verschiedene Leistungen.
Es ist nicht unbedingt nötig, dass du genau weißt, welche Leistung die richtige ist. Wenn du Leistungen bekommen möchtest, solltest du deinen Bedarf beschreiben. Dein Bedarf ist das, was du in deiner Situation gerade brauchst. Es ist die Aufgabe der Behörde, die richtige Leistung für dich zu finden.
Vielleicht möchtest du trotzdem herausfinden, welche Leistungen zu dir passen. Oder du möchtest einen Überblick haben, welche Leistungen es gibt. Das erklären wir dir hier:
Leistungsgruppen
Es gibt viele verschiedene Leistungen der Eingliederungshilfe. Sie werden in Gruppen eingeteilt. Die Gruppen werden danach gebildet, wofür die Leistung ist.
Die Leistungen heißen:
- Leistungen zur medizinischen Rehabilitation,
- Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben,
- Leistungen zur Teilhabe an Bildung,
- Leistungen zur Sozialen Teilhabe.
Wir gehen die verschiedenen Gruppen nun durch.
Soziale Teilhabe
Leistungen zur Sozialen Teilhabe sind wichtig. Sie helfen Menschen mit Behinderung dabei, an der Gemeinschaft teilzunehmen und selbstständig zu leben.
In dieser Tabelle siehst du die wichtigsten Leistungen der Sozialen Teilhabe. Es gibt aber noch andere Leistungen für soziale Teilhabe. Dies sind nur Beispiele.
Leistung | Inhalt | Beispiel |
Leistungen für Wohnraum | Sie sind dazu da, eine Wohnung behindertengerecht zu machen. | Kosten für eine Rollstuhl-Rampe im Badezimmer |
Assistenzleistungen | Eine Assistenz ist eine Person, die einem Menschen mit Behinderung in bestimmten Situationen hilft. | Kita-Assistenz, zur Unterstützung eines Kindes im Kindergarten |
Heilpädagogische Leistungen | Sie sind dazu da, die Entwicklung eines Kindes vor der Einschulung zu unterstützen. | Logopädie, das ist eine Hilfe für Menschen mit Problemen beim Sprechen |
Leistungen zur Betreuung in einer Pflegefamilie | Diese Leistungen machen es möglich, dass Kinder in Pflegefamilien leben können. | Eine Pflegefamilie ist so etwas wie eine Ersatzfamilie oder eine Zweit-Familie. Sie ist für Kinder, die nicht bei ihren Eltern leben können. |
Leistungen zum Erwerb und Erhalt praktischer Kenntnisse und Fähigkeiten | Diese Leistung hilft Menschen, besser im täglichen Leben klarzukommen. | Die Menschen können Hilfen für den Alltag bekommen. Sie lernen zum Beispiel, selbstständiger zu sein. |
Leistungen zur Förderung der Verständigung | Diese Leistung ist dazu da, Menschen in besonderen Situationen mit der Kommunikation zu helfen. | Gehörlose Menschen können zum Beispiel einen Dolmetscher (Übersetzer) für Gebärdensprache bekommen. |
Leistungen zur Mobilität | Leistungen zur Mobilität verbessern die Fortbewegung von menschen mit Behinderung. | Eine Person im Rollstuhl kann Geld für den Umbau ihres Autos bekommen. Dann passt ihr Rollstuhl besser ins Auto. |
Hilfsmittel | Hilfsmittel sind Sachen, die Menschen mit Behinderung helfen. | Eine blinde Person kann einen Spezial-Computer bekommen. Damit kann sie sich Bücher vorlesen lassen. |
Besuchsbeihilfen | Es gibt Hilfen für Menschen mit Behinderung, die nicht bei ihrer Familie wohnen. Wenn sie sich gegenseitig besuchen möchten, können sie hierfür Geld bekommen. | Eltern können zum Beispiel Geld für den Bus bekommen, wenn sie ihr Kind in einer Wohneinrichtung besuchen möchten. |
Medizinische Rehabilitation
Die medizinische Rehabilitation ist dazu da, Menschen mit Behinderung das Leben in der Gemeinschaft (besser) zu ermöglichen. Für Menschen mit Behinderung kann es schwieriger sein, am Leben teilzunehmen. Wenn ihre Teilhabe durch medizinische Hilfen verbessert werden kann, dann können sie Leistungen zur Medizinischen Rehabilitation bekommen.
Zu den Leistungen im medizinischen Bereich gehören zum Beispiel die Behandlung von Ärzten, Arzneimittel oder Psychotherapie.
Teilhabe am Arbeitsleben
Menschen mit Behinderungen können und möchten arbeiten. Es kann aber mit einer Behinderung schwieriger sein, zu arbeiten. Es gibt spezielle Orte, an denen Menschen mit Behinderungen arbeiten können. Diese Orte nennt man Werkstätten für behinderte Menschen. Sie sind speziell für Menschen mit Behinderungen. Das was diese Menschen brauchen – also deren Bedürfnisse – werden dort besonders berücksichtigt.
Teilhabe an Bildung
Es gibt auch Leistungen für den Bereich Bildung. Menschen mit Behinderung können zur Schule gehen oder eine Ausbildung oder ein Studium machen.
Auch hierfür gibt es Hilfen.
Ein wichtiges Beispiel ist die Assistenz. Eine Assistenz ist eine Person, die einem Menschen mit Behinderung hilft. Die Assistenz kann zum Beispiel jemandem helfen, sich besser in der Schule zu konzentrieren. Sie kann aber auch dafür da sein, den Rollstuhl von jemandem zu schieben.
Wie bekomme ich Hilfe?
Hilfe bekommst du nur, wenn du einen Antrag stellst. Das geht so:
Du schreibst einen Brief in dem du erklärst, wer du bist, was du brauchst und warum du es brauchst.
Danach wird geschaut, ob du die benötigte Hilfe bekommen kannst. Du bekommst nach ein paar Wochen einen Brief. In dem Brief steht, welche Hilfe du bekommen kannst.
Wohin du den Brief schicken musst, erfährst du bei der nächsten Frage.
Mehr zum Verfahren
Antrag
Das Verfahren beginnt mit einem Antrag.
Was ist das, ein Antrag? Ein Antrag ist, wenn du einer Behörde klar machst, dass du etwas bestimmtes bekommen möchtest. Das klar machen ist wichtig. Die Behörde muss wissen, das du etwas von ihnen möchtest. Damit das klar wird kannst du zum Beispiel sagen
- „Ich möchte einen Antrag stellen.“ oder
- „Ich benötige von Ihnen eine Leistung.“
Aber langsam. Ein Antrag sollte immer bestimmte Fragen beantworten. Nur so weiß die Behörde, was genau du willst und was sie tun muss.
In dieser Tabelle siehst du die drei wichtigsten Fragen, die du in deinem Antrag beantworten solltest. Daneben steht die Antwort. Und dann kommt ein Beispiel, wie man das sagen kann.
Frage | Antwort | Beispiel |
WER? | Als erstes solltest du erklären wer du bist. Wenn du die Hilfe für dich selber brauchst, wirst du Antragsteller genannt. Du solltest deinen Namen und die Adresse angeben. Wenn eine andere Person für dich den Antrag stellt, solltest du zusätzlich zu deinem Namen auch noch ihren Namen angeben. |
„Ich heiße Lea Müller. Meine Adresse ist Waldweg 3, 12055 Berlin. Meine Mutter heißt Elke Müller. Sie hat die gleiche Adresse.“ [Hier fügst du deinen eigenen Namen und Adresse ein.] |
WAS? | Dann erklärst du, was du brauchst. Du möchtest eine bestimmte Hilfe. Es gibt bestimmte Leistungen, die bei bestimmten Sachen helfen. Man muss aber nicht genau wissen, wie die Leistung heißt. Man kann auch einfach beschreiben, was man braucht. |
„Ich brauche einen Sport-Rollstuhl.“ [Hier erklärst du, was du selber brauchst.] |
WARUM? WOFÜR? | Hier erklärst du den Bedarf. Du erklärst also, warum du etwas brauchst, wofür die Hilfe sein soll und was deine Lebenssituation ist. Es ist gut wenn du ganz genau erklärst, warum du eine Hilfe brauchst. |
„Ich bin querschnittsgelähmt. Deshalb kann ich nicht laufen. Ich möchte im Rollstuhl-Sportclub Berlin e.V. Basketball spielen, aber ich brauche einen Spezial-Rollstuhl. Mit einem normalen Rollstuhl kann man nicht Basketball spielen, weil man zu leicht umfällt.“ [Hier erklärst du alles, was für den Antrag wichtig ist. (Deine Lieblingsfarbe ist hier zum Beispiel nicht wichtig.)] |
Du kannst den Antrag
- schriftlich oder
- mündlich
stellen.
Schriftlich heißt per Brief schicken oder auf Papier aufschreiben und abgeben. Dann musst du deine Unterschrift auf den Brief schreiben. Mündlich heißt, du gehst zur Behörde und erklärst, was du brauchst. Es ist besser, wenn du den Antrag per Brief schickst.
Der Antrag kann auch von deinen Eltern gestellt werden oder von einer anderen Person, die für dich verantwortlich ist. Zum Beispiel von deinem Betreuer, wenn du einen hast. Wenn die Person von jemand anderem gestellt wird, nennt man diese Personen „Vertreter“. Sie vertreten dich, indem sie für dich den Antrag stellen.
Verfahren
Du hast nun einen Antrag gestellt. Er ist in der Behörde angekommen. Was passiert nun? Nun wird dein Antrag an eine Person weitergegeben, die in der Behörde arbeitet. Sie kümmert sich um deinen Antrag.
Die Person wird nun überprüfen, ob du die Hilfen bekommen kannst, die du bekommen möchtest. Das erfolgt in mehreren Schritten. Diese Schritte nennt man das Verfahren.
Unterschiedliche Behörden haben unterschidliche Verfahren.
- Der Träger der Eingliederungshilfe führt ein „Gesamtplanverfahren“ durch.
- Der Träger der Jugendhilfe führt ein „Hilfeplanverfahren“ durch.
In beiden Verfahren wird aber fast das gleiche gemacht:
Es wird geschaut, welche Hilfe du bekommen möchtest, ob du sie brauchst und wenn ja, wie du sie am besten bekommen kannst.
Um das herauszufinden, bekommst du die Möglichkeit, dich am Verfahren zu beteiligen. Dazu wirst du zu einem Termin eingeladen. Im Termin kannst du noch einmal deine Lebenssituation beschreiben und welche Hilfe du brauchst.
Manchmal ist es auch nötig, das ein Arzt Untersuchungen macht.
Das wird zum Beispiel gemacht, wenn die Behinderung von einer Person noch gar nicht klar ist. Oder zum Beispiel wenn man herausfinden möchte, ob jemand Hörgerät für ein Ohr oder für beide Ohren braucht.
Bescheid
Wenn das Verfahren beendet ist, bekommst du einen Bescheid. Der Bescheid ist ein Brief von der Behörde. In dem Brief schreibt die Behörde, welche Hilfen du bekommen wirst.
Manchmal entscheidet die Behörde, dass du nicht alle Hilfen bekommst, die du wolltest. Oder sie entscheidet, dass du gar keine Hilfe bekommen kannst. Dann muss sie dir eine Begründung schreiben, warum das so ist.
Wo bekomme ich Hilfe?
Hilfe bekommst du vom Träger der Eingliederungshilfe oder vom Jugendamt. Wer dein Ansprechpartner ist, ist schwierig herauszufinden. Wir empfehlen dir in dem Fall, deinen Antrag an den Träger der Eingliederungshilfe zu schicken. Den findest du im Internet, wenn du „Träger der Eingliederungshilfe“ und deinen Wohnort angibst.
Mehr zur Zuständigkeit
Sachliche Zuständigkeit
Zunächst musst du herausfinden, was für eine Behörde zuständig ist.
Wenn man einen neuen Personalausweis braucht, muss man zum Beispiel zum Bürgeramt gehen.
Das nennt man sachliche Zuständigkeit.
Dies solltest du beachten:
Am Wichtigsten für Leistungen der Eingliederungshilfe sind:
- die Träger der öffentlichen Jugendhilfe sowie
- die Träger der Eingliederungshilfe.
Dabei gilt meistens:
- Für Kinder und Jugendliche mit seelischen Behinderungen
⇒ ist der Träger der öffentlichen Jugendhilfe zuständig. - In allen anderen Fällen
⇒ ist der Träger der Eingliederungshilfe zuständig.
Bei Unsicherheit können dir die Verfahrenslotsen bei deinem Jugendamt helfen.
Örtliche Zuständigkeit
Bevor du deinen Antrag abschickst, brauchst du noch die Adresse des Trägers. Das nennt man örtliche Zuständigkeit. Dabei musst du beachten, dass jede Stadt einen eigenen Leistungs-Träger hat. Die Adressen findest du im Internet.
Das gibst du ein:
- „Eingliederungshilfeträger“ + [dein Wohnort] oder
- „Jugendhilfeträger“ + [Wohnort deiner Eltern].
Beispiel: Wenn eine Person in Dortmund wohnt, dann schickt sie ihren Antrag an den Träger der Eingliederungshilfe in Dortmund.
Gibt es noch andere Hilfen für Menschen mit Behinderung?
Ja, es gibt für Menschen mit Behinderung nicht nur Leistungen der Eingliederungshilfe. Es gibt noch andere Hilfen. Zum Beispiel gibt es noch weitere Leistungen im Bereich Arbeit oder Gesundheit.
Mehr zu sonstigen Leistungen für Menschen mit Behinderung
Die Eingliederungshilfe ist nur ein Teil der Hilfen, die Menschen mit Behinderung bekommen können. Es gibt weitere Leistungen zur Teilhabe.
Wir zählen die Leistungen hier nicht alle auf. Das wäre zu kompliziert, denn sie werden von vielen verschiedenen Behörden erbracht. Sie hängen davon ab, welche Voraussetzungen der Mensch mit Behinderung erfüllt.
Wir möchten aber auf drei Bereiche aufmerksam machen, die für junge Menschen mit Behinderung wichtig werden können.
Sonstige Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben
In der Eingliederungshilfe werden Leistungen aus dem Bereich Arbeit erbracht. Dir ist aber vielleicht aufgefallen, dass nur ein bestimmter Bereich umfasst ist: Leistungen im Bereich von Werkstätten für Menschen mit Behinderung.
Es gibt aber auch Menschen mit Behinderung, die nicht in Werkstätten arbeiten. Viele Menschen mit Behinderung arbeiten auch an „normalen“, also regulären Arbeitsplätzen. Dort benötigen sie manchmal besondere Unterstützung.
Diese Unterstützung bekommen sie dann nicht im Rahmen der Eingliederungshilfe. Sie können sich für die Unterstützung an die Agentur für Arbeit wenden.
Eine Person mit einer körperlichen Behinderung kann zum Beispiel einen speziellen Autositz erhalten, damit sie einen Führerschein machen und als Taxifahrerin arbeiten kann.
Sonstige Leistungen zur medizinischen Rehabilitation
Leistungen aus dem medizinischen Bereich gibt es in der Eingliederungshilfe. Sie sind dann speziell dafür da, dass jemand am Leben in der Gesellschaft teilnehmen muss.
Es gibt aber auch Menschen, die brauchen jeden Tag medizinische Hilfe, egal ob sie gerade am Leben mit anderen Teilnehmen möchten oder nicht. Solche Hilfen werden häufig von der Krankenkasse erbracht.
Wenn jemand mit einer Sehbehinderung eine Brille benötigt, kann die Krankenkasse hierfür zuständig sein.
Unterhaltssichernde und andere ergänzende Leistungen
Unterhaltssichernde Leistungen sind Hilfen, die für den Lebensunterhalt da sind. Lebensunterhalt ist das Geld, das man zu Leben braucht. Menschen mit Behinderungen können Geld bekommen, das speziell für sie da ist. Ein Beispiel ist das Krankengeld. Das bekommen Menschen, wenn sie wegen ihrer Krankheit nicht arbeiten können und deswegen kein Geld mehr verdienen. Krankengeld bekommt man von der Krankenkasse.